Bauen mit Bestand und Baukonstruktion

Projektleitung: Prof. Georg Giebeler, Dr. Uta Gelbke


Terrassenhäuser – eine besondere Kombination aus Großwohnkomplex und Einfamilienhaus – erfahren in den Wohlstandsjahren der 1960er und 70er in Deutschland einen regelrechten Boom. Obgleich das terrassierte Bauen keine neue Gebäudetypologie darstellt, ist die verdichtete, flächeneffiziente Bebauung bei gleichzeitiger Sicherung der Privatsphäre der einzelnen Einheiten eine vielversprechende Bauform. Terrassenbauten geben Antwort auf den zunehmenden Wohnflächenbedarf, die Ausbreitung der Städte in den ländlichen Raum und die gestiegenen Ansprüche an Wohnkomfort und Freiraum. Sie werden in erster Linie für Wohnzwecke errichtet und sollen allen Nutzern ein Maximum an Licht und privatem Außenraum bieten. Eine vertikal (mitunter auch horizontal) versetzte Anordnung der Wohneinheiten ist die Folge. Die Gebäudekubatur folgt stufenartig bestehenden Hanglagen oder erzeugt künstliche Hügel auf ebener Fläche.

Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Wettbewerbsbeiträge und gebaute Projekte. Einige Architekten haben sich vorrangig mit dem Typus Terrassenhaus befasst und waren neben der planerischen Arbeit auch als Hochschullehrer tätig und/oder weisen ein eigenes publizistisches Werk vor, z.B. Erich Schneider-Wessling, Ot Hoffmann, Faller und Schröder, Kammerer + Belz.

Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung war die Reaktion auf Terrassenhäuser durchaus zweigeteilt: von Fachleuten gelobt, von potenziellen Nutzern eher skeptisch gesehen. Zu fremd erschien die neue Wohnkultur basierend auf einer gedrängten Raumsituation mit stets unmittelbarer Nähe zu den Nachbarn. Andererseits erfreuen sich Terrassenhäuser bei ihren Bewohnern nicht selten langjähriger Beliebtheit. Noch heute trifft man dort Nutzer der ersten Stunde. Die Auseinandersetzung mit dem Gebäudetypus ist daher nicht nur architektonisch, sondern auch soziologisch von besonderem Interesse. Wer lebt dort wie und warum?

Das Forschungsprojekt „Wohnen im Hügel“ erstellt erstmals eine deutschlandweite Projektsammlung zu Terrassenhäusern der 1960er und 70er Jahre. Die Gebäude werden kartiert, kategorisiert und dokumentiert. Literatur- und Werkrecherchen unterstützen den Aufbau der Sammlung. Plananalysen und die Beschreibung typologisch spezifischer Architekturelemente, v.a. der Terrasse, ermöglichen die nähere Definition und Differenzierung von Terrassenhäusern.

Um die Lebensrealität der Bewohner von Terrassenhäusern abbilden zu können, wurde anschließend eine Befragung zu Aspekten des Wohnverhaltens und der Wohnzufriedenheit durchgeführt. Eine fotografische Dokumentation ausgewählter Projekte erlaubte es, die Terrassenhäuser ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung wieder in den Fokus zu rücken.

Über das Projekt wurde in den regionalen Tageszeitungen und in der "Lokalzeit Bergisches Land" (WDR) berichtet.

download pdf

©  Lehrstuhl BmB / Anissa Mchaali

©  Lehrstuhl BmB / Anissa Mchaali

Faller + Schröder mit Claus Schmidt und Roland Frey, Wohnhügel Marl, 1971 © Ihssane Mchaali / Angelika Klosowski

Lassen und Paulsen, Terrassenhaussiedlung am Lachsenbach, Eckernförde ©  Uta Gelbke

Albin Hennig und Dieter Dietrich, Girondelle, Bochum 1971 ©  Ihssane Mchaali / Angelika Klosowski

zuletzt bearbeitet am: 28.06.2023

Weitere Infos über #UniWuppertal: